Daten

Besatzmuschelfischerei

Bei der Miesmuschelfischerei ist die Verfügbarkeit an Besatzmuscheln der bestimmende Faktor. Die natürlichen Muschelbestände unterliegen starken Schwankungen und die Fischer waren bislang ausschließlich auf diese natürlichen Vorkommen zur Gewinnung von Besatzmuscheln angewiesen. Mittlerweile fangen sie die starken Schwankungen in der Verfügbarkeit von natürlichen Brutfallen durch die Saatmuschelgewinnung an künstlichen Substraten, den sogenannten Langleinen, etwas auf. Die auf den Kulturen ausgebrachten Besatzmuschelmengen schlagen sich ein bis zwei Jahre später in den Anlandemengen an Speisemuscheln nieder. Das jährliche mittlere Verhältnis von gewonnenen Besatzmuscheln zu geernteten Speisemuscheln liegt seit 1994 bei 1:1,3. Auf guten Kulturen kann man unter günstigen Verhältnissen den Zuwachs auf den Kulturen auf 1:4-5 steigern. Die niedersächsischen Kulturen verlieren dahingegen zunehmend durch die vielfältigen Bauarbeiten und den damit verbundenen Sedimentumlagerungen (Baggerungen und Verklappungen bei Fahrrinnenvertiefungen oder Hafenbaggerungen, zunehmend auch Kabelverlegungen u.a. Bautätigkeiten) an Stabilität und Qualität. 

Besatz- und Konsummuschelfischerei in Niedersachsen

 

Deutlich wird anhand dieser Grafik, dass seit Ende der 90 er Jahre - mit der zunehmenden Einwanderung der Pazifischen Auster - die Besatzmuschelfischerei von trockenfallenden Naturmuschelbänken stark rückläufig ist. Die relativ hohen Besatzmuschelmengen von 2005, 2006, 2009 sowie 2016 resultieren von der Befischung sehr ergiebiger sublitoraler (ständig unter Wasser gelegener) Miesmuschelbänke. 2008 wurden erstmals seit Bestehen der Kulturmuschelwirtschaft keine Besatzmuscheln im niedersächisischen Wattenmeer aufgefischt und auch im Jahr 2011 fand keine Besatzmuschelfischerei im Watt statt. 2012 wurden nur geringe Vorkommen befischt, 2013 gab es im Sublitoral (überwiegend im Bereich der Weser) größere Vorkommen an Jungmuscheln. 2014 fiel die Besatzmuschelfischerei wieder sehr niedrig aus. Die Besatzmuschelfischerei ist seit 2010 zu niedrig, um den wirtschaftlichen Fortbestand der Muschelfischerei sicherzustellen.2016 wurden im Bereich der Ems erstmals wieder eine große Menge sublitoraler Besatzmuscheln gefischt. 2017 fand erneut kein Brutfall an neuen Jungmuscheln statt, es wurden die alten Bänke weiter befischt. Leider wurden die ausgebrachten Saatmuscheln infolge mehrerer starker Stürme stark auf den Kulturen dezimiert. 2019 fand nur auf der Ems Besatzmuschelfischerei statt und dort auch nur auf einer Neuansiedlung.

Aus der Graphik wird deutlich, wie stark die Saatmuschelfischerei seit 1994 insgesamt zurückgegangen ist und in den letzten Jahren seit 2006 auf einzelne meist sublitorale Brutfallereignisse zurückgreift. Der Schwerpunkt der Besatzmuschelfischerei liegt im Sublitoral und damit auch in den tiefer gelegenen Mündungsbereichen der Ems, Jade und Weser.

Anlandemengen der niedersächsischen Miesmuschelfischerei von 1990 – 2019

Lag der Durchschnitt der niedersächsischen Muschelanlandungen in den Jahren von 1990 bis 2000 bei über 7.000 Tonnen jährlich, so ging der in den darauffolgenden 10 Jahren deutlich zurück. Zwischen 2000 und 2010 lag der Durchschnitt der Anlandungen bei 4.275 Tonnen.

In den vergangenen 8 Jahren konnten nur geringe Anlandemengen erzielt werden. Als Grund dafür sind die schlechte Verfügbarkeit an Besatzmuscheln sowie der schlechte Zustand der niedersächsischen Muschelkulturen anzuführen. Die Fischer sagen ganz deutlich, dass ihre Kulturen durch die zunehmenden Hafenbaumaßnahmen und Ästuarvertiefungen sowie Kabelverlegungen "versaut" werden. Die Muscheln sind Filtrierer und kommen mit den zusätzlichen Schwebstoffen im Wasser durch die Baumaßnahmen nicht klar. Die Muscheln verlieren Fitness, ihre Schalen wachsen nicht mehr und unter ihnen lagert sie eine immer stärkere Schlickschickt ab, die dazu führt, dass die Muschelbänke schneller bei Stürmen abgespült werden.

Siehe auch: Ökologie / Konflikte

Die Höhe der Anlandemengen und die erzielten Erlöse bedingen einander nur in untergeordnetem Maße. Bestimmend sind vielmehr die erzielten Marktpreise. Diese können von Tag zu Tag stark schwanken, entsprechen dem Prinzip von Angebot und Nachfrage auf der niederländischen Muschelauktion in Yerseke. Die vier niedersächsischen Muschelfischereibetriebe fallen dabei auf dem europäischen Miesmuschelmarkt kaum mengen- und damit preisbestimmend ins Gewicht.
Ab 2012 werden aus Datenschutzgründen keine Erlöse bzw. Erzeugerpreise mehr veröffentlicht, da die Muschelfischerei nur durch vier Betriebe ausgeübt wird.

Internationaler Vergleich

Im internationalen Vergleich präsentiert sich die niedersächsische Muschelfischerei extensiv und nachhaltig. Den vier niedersächsischen Miesmuschelfischereibetrieben mit ihren fünf Kuttern stehen ihrer schleswig-holsteinischen Kollegen mit 8 Kuttern sowie ca. 40 niederländische Eigner mit rund 50 Kuttern gegenüber. Bezogen auf die anteiligen Wattenmeerflächen trägt Niedersachsen auf 25 % der Fläche nur zu 9 % der Miesmuschelanlandungen bei.

Trilateraler Vergleich: Miesmuschelfischerei im Wattenmeer
Jahresmittel 2008 - 2018

In den Niederlanden werden im Wattenmeer auf 7.670 ha Kulturen jährlich durchschnittlich 21.200 Tonnen (Durchschnitt 2008 -2018) Konsummuscheln geerntet, in Schleswig-Holstein auf 1.700 ha Kulturfläche im gleichen Zeitraum 8.030 Tonnen. Die niedersächsische Speisemuschelanlandungen belaufen sich auf im Mittel 2.860 Tonnen jährlich, die auf 1.300 ha Kulturflächen gewonnen werden. In Dänemark wird eine reine Wildmuschelfischerei im Limfjord betrieben, seit 2008 wird nicht mehr im dänischen Wattenmeer gefischt.