Der Miesmuschelfang ist stark durch den extremen
Naturraum Wattenmeer geprägt. Insbesondere der Einfluß von
Tide, Witterungsbedingungen sowie die jährlich stark schwankenden
Muschelbestände bestimmen die Fangtätigkeiten. Wichtigstes
Handwerkzeug für einen Muschelfischer sind langjährige
Erfahrungswerte und ein gutes Gespür für die natürlichen
Zusammenhänge.
Seit Einführung der Kulturwirtschaft stellt die Fischerei eine Kombination aus Wildmuschelfischerei und Kulturarbeit dar. Von Wildbänken, auf denen sich Jungmuscheln nach einem natürlichen Brutfallereignis angesiedelt haben, werden Besatzmuscheln gefischt. Seit einigen Jahren werden auch an künstlichen Substraten, die in die Wassersäule hängen, Jungmuscheln als Besatz für die Kulturen gewonnen. Die Besatzmuscheln werden auf ständig unter Wasser gelegenen Kulturflächen ausgebracht, wo sie unter den dort günstigeren Aufwuchsbedingungen in ein bis zwei Jahren „Konsumgröße“ erreichen und dann für den Verkauf geerntet werden können. Mittlerweile werden auch Jungmuscheln, die sich an Langleinen als künstliches Anheftungssubstrat ansiedeln, auf den Kulturen ausgebracht. Die vier niedersächsischen Miesmuschelfischereibetriebe bewirtschaften mit ihren fünf Kuttern 1.300 ha Kulturflächen, die überwiegend in der Ems- und Jademündung gelegen sind.
In den gesamten Aufzuchtprozess auf den Kulturflächen wird
nicht produktionsfördernd eingegriffen. Die Miesmuschelfischerei
stellt eine extensive Meeresnutzung dar. Ein Züchter formulierte
treffend: „Die Muschel ist ein naturehrliches Produkt. Wir
machen nichts, wir holen Muscheln weg, legen sie woanders hin und
beten.“
In Niedersachsen gibt es keine Verarbeitungsbetriebe für Muscheln,
so werden die Miesmuscheln überwiegend über die niederländische
Muschelauktion in Yerseke an Großhändler veräußert.
Die Hauptabsatzmärkte für Frischmuscheln liegen in den
Benelux-Ländern und in Frankreich. In Deutschland gilt das Rheinland
als traditionelles Feinschmeckerparadies für Meeresfrüchte.
Vom Muschelfang bis zum Endverbraucher unterliegen die Miesmuscheln
strengster veterinärmedizinischer Überwachung und gehören
nach Meinung von Lebensmittelhygienikern zu den bestüberwachten
Nahrungsmitteln überhaupt.
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